Am 4. März soll Ramiro Rubi Ibarra (66) durch den US-Bundesstaat Texas hingerichtet werden, wegen Mordes an einer jungen Frau im Jahr 1987. Seit rund 1/4 Jahrhundert erlebt er die schrecklichen und unmenschlichen Bedingungen im Todestrakt von Texas und hat sich dort zu einem anderen Menschen entwickelt.
Seit dem Mord, den Ramiro Ibarra begangen hat sind 34 Jahre vergangen. Jahrzehnte hat er darum im Gefängnis verbracht. Er lebt dort in völliger Isolation in einer extrem kleinen Zelle. Allein dieser Umstand, einen Menschen so lange in Einzelhaft zu halten und ihn jeder menschlichen Wärme und Zuspruch zu berauben, ist Folter von der schlimmsten Sorte. „Rubi“, so möchte er genannt werden, hat sich dabei sehr verändert und ist heute ein absolut friedlicher, liebevoller und bescheidener Mensch. Sollte er tatsächlich hingerichtet werden, wird der Staat Texas einen absolut anderen Menschen ermorden als den, der vor Jahrzehnten verurteilt wurde.
Ich, der Autor dieser Zeilen, bin selbst in ständigem Kontakt mit meinem Brieffreund Ramiro Rubi Ibarra. Für mich war es ein großer Schock, als ich im August letzten Jahres davon erfahren habe, dass er einen Hinrichtungstermin bekommen hat. Dabei hatte er kein faires Verfahren! – Eigentlich darf ein Mensch mit schweren geistigen Defiziten in den USA nicht exekutiert werden. Rubi wurde ein IQ von unter 70 attestiert, aber das Gericht hat dies nicht berücksichtigt. Auch wurde ihm konsularische Unterstützung verweigert, obwohl er mexikanischer Staatsbürger ist – dies ist ein Verstoß gegen die Genfer Konvention. Auch seine Kindheit voller Misshandlung und extremer Kinderarmut wurde nicht adäquat berücksichtigt.
In den letzten Wochen und Monaten sorgte sich Herr Ibarra mehr um mein Seelenheil, als um sich selbst. Gezeichnet von schwerer Erkrankung und extremen Schmerzen, die nur unzureichend durch Medikamente gelindert werden, aufgrund schlechter medizinischer Versorgung, bemüht er sich immer wieder darum mir zu helfen den Weg zu Jesus Christus zu finden.
So war ich schon sehr berührt als er mir vor kurzem schrieb: „Du sagst, Du glaubst nicht an Gott. Nun falsch, Du glaubst mehr an ihn, als Du denkst. Mit der Zeit wirst Du sehen, dass Gott sich Dir zeigen wird.“
Die Liebe zu seinem Gott ist für ihn in den vielen Jahren hinter Gittern das wichtigste in seinem Leben geworden. Und voller Liebe sorgt er sich um mich, da ich Atheist bin und keinen Glauben habe. Dabei ist er nicht im geringsten aufdringlich, sondern stehts Rücksichtsvoll und besorgt. Dieser Mann, der kurz vor seiner Hinrichtung steht, macht sich Sorgen um mich!
Ich erlebe, was es bedeutet, von der schrecklichen Todesstrafe betroffen zu sein. Denn mit Herrn Ibarra würde auch ein Stück von mir sterben. Er ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich tagtäglich durch eine Gefühlshölle gehe, seitdem ich von seinem „Termin“ erfahren habe. Ein Aspekt, der von Befürwortern der Todesstrafe meist völlig ignoriert wird. Das Leid, dass die Todesstrafe auch für all die Menschen bedeutet, die dem Verurteilten nahe stehen. Sie bangen Jahre und Jahrzehnte um den geliebten Menschen, um am Ende seine Hinrichtung erleben zu müssen. Viele werden dadurch schwer traumatisiert! – Auch dies ein wichtiger Aspekt, um niemals für die Todesstrafe zu sein. Zumal die Exekution des Täters das Leid der Angehörigen des Opfers nicht mindern wird und die begangene Tat dadurch nicht rückgängig gemacht werden kann.
In seinem bis jetzt letzten Brief schrieb er mir am Ende:
„Ich habe festgestellt, dass es schon sehr lange dauert einen Brief zu schreiben. Ich denke es liegt an den Schmerzen warum es länger dauert. Aber ich werde dir so lange schreiben wie ich kann, mein Freund. Wenn der Tag kommt und Du nichts mehr von mir hörst – dies liegt dann daran, dass alles vorbei ist. Im anderen Fall werde ich Dir so schnell schreiben wie ich kann. Aber vergiss nicht, jeder meiner Briefe könnte der letzte sein. Aber ich vertraue auf meinen Gott, dass ich Dir noch ein paar mal schreiben kann.
Wie immer mit Grüßen und Segenswünschen
Dein Freund
Rubi“
Ich schäme mich nicht dafür, dass diese seine liebevollen Worte mich zu Tränen rühren, im Angesicht seiner Situation. Rubi ist ein guter Mensch geworden, der sich um seine Mitmenschen sorgt. Bis zum letzten Moment.
Darum bitte nicht nur ich um Gnade und Barmherzigkeit für meinen Freund, sondern auch viele meiner Bekannten und Freunde, die sich um Rubi sorgen.
Im folgenden Möglichkeiten sich für Ramiro Rubi Ibarra einzusetzen:
Petition von Death Penalty Action: https://actionnetwork.org/petitions/stop-the-execution-of-ramiro-ibarra-in-texas/ Petition von Catholic Mobilizing Network https://catholicsmobilizing.salsalabs.org/updatedmercyinactiontemplate-ramiroibarra/index.html Petition von SANT'EGIDIO: https://nodeathpenalty.santegidio.org/en/appeals/25380/ Kontakt zum Gouverneur von Texas: Governor Greg Abbott Office of the Governor PO Box 12428 Austin, TX 78711-2000 Phone: (001512) 463-1828 Fax: (001512) 475-2576 Mailkontakt: https://gov.texas.gov/contact/ Twitter: https://twitter.com/GovAbbott Texas Board of Pardons and Paroles: bpp_clemency@tdcj.texas.gov
Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich für meinen Brieffreund einsetzen.
IHfL
Peter K.

Quellen:
https://www.santegidio.org/index.php?staticURL=pageID/30284/langID/es/itemID/40564/Las-palabras-del-mexicano-Ramiro-condenado-a-muerte-son-un-llamamiento-a-la-misericordia-Firmemos-para-salvarle-y-para-poner-fin-a-una-pena-inhumana.html
https://wacotrib.com/news/local/crime-and-courts/execution-date-to-be-set-for-man-convicted-of-1987-waco-slaying/article_9aee4a3c-baef-50cf-86b7-2611d517703e.html